CAMPUSMEILE
„Ein zusammengehen von Wirtschaft und Bildung ist meiner Meinung nach einer der größten Chancen, um das Bildungs- und Wirtschaftszentrum Frankfurt als Vorreiter für zukünftige Entwicklungen in Deutschland zu gestalten und damit auch international Wettbewerbsfähig zu bleiben.”
Projektphase:
Wettbewerb, Planung 2018
Projektbeschreibung:
Die Vision „Blue Line“ verfolgt die Etablierung eines neuen Mobilitätsrings, der sich zwischen dem Grüngürtel aus der Gründerzeit und dem äußeren Grüngürtel Frankfurts befindet. In seiner Konzeption beginnt der Ring am Hauptbahnhof, der den Ankunftspunkt für viele Pendler in Frankfurt darstellt. Von dort aus werden mit der Blue Line die verschiedenen Kultur-, Wirtschafts- und Bildungsviertel in den näheren Stadtteilen um die Innenstadt erschlossen, wodurch der zu erwartende Einwohnerzuwachs der kommenden Jahre in Teilen abgefangen und tausenden Pendlern die schnellstmögliche Verbindung zu Ihren Zielorten erschlossen wird.
Ausgehend vom Hauptbahnhof werden so der Stadtteil Westend-Süd mit seinem Kulturcampus, das Wissenschaftsviertel Westend-Nord (Universitätscampus), Nordend-West (Hochschule Finance and Management , Nationalbibliothek), Nordend-Ost (Fachhochschule), sowie der Stadtteil Ostend und Bereiche der Mainpromenade zurück an den Hauptbahnhof erschlossen und miteinander verbunden.
Die Konstruktion der Blue Line besteht grundsätzlich aus einer 5m breiten Röhre, die in einer Höhe von 4,1m auf Stützen liegt. Während autonom gesteuerte Kapseln der Express-Bahn auf Hartgummi-Rädern die kostenfreie Beförderung von je 20 Fahrgästen, mit Maximalgeschwindigkeiten von ca. 60km/h, im Inneren der Röhre übernehmen, ist das mithilfe von Solarpanelen beheizte Dach der Fahrröhre ein vierspuriger Fahrradhighway, der die bisherigen Fahrradspuren ablöst, wodurch Fahrrad- und KFZ Verkehr getrennt werden, was Gefahrensituationen und Personenschäden in Zukunft verhindert. Mit insgesamt neun Haltestationen an der Goethe-Universität/ Philipp-Holzmann Berufsschule, an der Nationalbibliothek und School of Finance and Management, der Fachhochschule, im Stadtteil Ostend an der Kreuzung Habsburger-/Wittelsbacher Allee, an der EZB, an der Mainpromenade, am Hauptbahnhof ,sowie im Herzen der Skyline an der Ludwig-Erhard Anlage und am Palmengarten wird Fahrradfahrern das zu- und abfahren von dem Fahrradhighway, sowie Fußgängern das aus- und einsteigen in die Kapseln der Express-Bahn ermöglicht. Die Besonderheit der Express-Bahn ist dabei die Möglichkeit je nach Bedarf bis zu sechs Kapseln parallel über ein Magazingebäude, das sich auf dem breiten Grünstreifen im Stadtteil Ostend befindet, in die Blue Line einzubringen oder zu entnehmen. Um die Lebensqualität weiter zu steigern und die Elektromobilität auszubauen, verfügt jede Haltestelle über einen E-Bike Verleih, Ladestationen und sogenannte Vital-Tankstellen, an denen sich Kunden mit gesunden Snacks und Smoothies erfrischen können.
Um größtmögliche Flexibilität und Mobilität zu gewährleisten ,schwenkt die Blue Line an großen Verkehrskreuzungen über die Fahrbahnen und wird auf der anderen Straßenseite weitergeführt. Durch eine Aufweitung der Fahrspuren entstehen über den Kreuzungen Sky Decks, die barrierefrei auch für Fußgänger begehbar sind und als Veranstaltungsort, öffentlicher Grün Raum und Parkanlagen, Frankfurt mit einen architektonischen Akzent bereichern und „tote“ Verkehrsflächen zum Lebensraum aufwerten.
Der im Wettbewerb zu betrachtende Abschnitt Campusmeile, eröffnet sich im Westen mit den Bildungsbauten der Goethe-Universität. Um hier in Zukunft adäquaten Lebens- und Bildungsraum zu schaffen, wird die Philipp-Holzmann Berufsschule an die Kreuzung zwischen Miquelallee und Eschersheimer Landstraße gelegt, woraus sich eine geordnete städtebauliche Situation gegenüber den Zeilenbauten kontrastreich aufbaut. Die Weiterführung der im Masterplan angelegten Raumachse des Universitätscampus auf das geplante Grundstück schließt trapezförmige Segmente, die in Vertikalrichtung aufgenommen werden und die Fassade auf Höhe der Neubebauung des Universitätsstraßenzugs abschließen. Das Raumprogramm beinhaltet eine Zweifeldturnhalle, Mensa, Lehrwerkstätten für praxisnahe Ausbildungsmöglichkeiten, Wohnraum für Auszubildende, sowie Parkmöglichkeiten und Fahrradabstellplätze.
Der Blue Line folgend befindet sich in östlicher Richtung die Nationalbibliothek, die mit einem bedarfsgerechten Neubau auf dem sich gegenüber befindenden Grundstück erweitert wird. Mit der Anlegung einer Zufahrtsstraße, die sich im Norden über die Eckenheimer-Landstraße erschließt, wird das beplante Baufeld PKW frei gestaltet. Städtebaulich wird die aufgelöste Bestandsstruktur im Norden durch zwei Hofhäuser, die Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss und Wohnungen für Dozenten, Gastprofessoren und Ausbildern in den Obergeschossen enthalten und einem, als Zeilenbau ausgeführtem Inklusionshaus neu gefasst. Die beiden Hochhäuser mit auskragenden Elementen in Richtung der Skyline und Campusmeile werden spielerisch, aber platz-fassend im Grünraum platziert, wodurch ein fließender Raumeindruck entsteht, der von der vorbeiziehenden Blue Line gestützt wird. Das so neu entstehende Herz der Campusmeile symbolisiert in seiner Mischnutzung von Start-Up Räumen, Wohneinheiten für Bildungspersonal, Nationalbibliothek und einer Internationalen Hochbegabtenschule, aber nicht zuletzt auch in seiner Architektur, den wichtigen Zusammenhang von Wirtschaft und Bildung unter dem Leitsatz „Brüder im Geiste“. Entwurflich werden auch die Interessen der Nationalbibliothek vertreten. Ein weitläufiges, sich über mehrere Untergeschosse erstreckendes Archiv, das über einen Verbindungsgang an den Bestandsbau angeschlossen wird, sowie der zentrale öffentliche Lesungs- und Bibliothekssaal, welcher sich mit großen Kuppeln, die für natürliche Belichtung sorgen, dem öffentlichen Leben anschließt, bieten ausreichende Möglichkeiten für zukünftige Bibliothekserweiterungen.
An der Kreuzung Eckenheimer Landstraße und der Niebelungenallee quert die Blue Line erneut mehrere Fahrspuren und positioniert sich zwischen den bestehenden Alleebäumen. Auf diesem neu geplanten Grünstreifen entsteht durch die Anlegung mehrerer geschwungener Wegverbindungen eine parkähnliche Anlage, in deren Mitte sich immer wieder Plätze und Freiflächen ergeben. Durch die großzügige Bepflanzung um diese herum wird dem Straßenlärm entgegengewirkt und qualitativ hochwertige Sport-, Bewegungs-, Ruhe- und Gartenflächen bilden den neuen Erlebnisbereich der Campusmeile.
Direkt anschließend befindet sich die Haltestelle an der Fachhochschule. Dieser wird mit der einheitlichen architektonischen Gestaltung, der sich im Süden des Grundstücks befindenden Gebäude, ein modernes, angemessenes Erscheinungsbild verliehen. Mit insgesamt fünf Gebäudekernen, die sich untereinander durch den transparenten Verbindungsgang, welcher aber auch Lern- und Austauschmöglichkeiten bietet, verbinden, wird das Gebäudeensemble entwickelt. In diesem finden neue Lehrräume, Vorlesungssäle, Labore und die Verwaltung Platz. Vordergründig schieben sich zwei Fahrradabstellmagazine ein, in denen auch das Laden von E-Bikes ermöglicht wird. Der Innenhof des Campus der Fachhochschule wird von innen heraus, mit radial angeordneten Plätzen und Grünen Inseln, die durch Sitzgelegenheiten ergänzt werden, entwickelt. Entstehende Sichtbezüge, welche sich teils über den gesamten Innenhof erstrecken, stärken das Gemeinschaftsgefühl und bilden die Grundlage des zukünftig dort vorherrschenden interdisziplinären Austauschs aller Fakultäten.
Um die Bildungswelt der Zukunft als Grundstein auch in der städtebaulichen und architektonischen Entwicklung Frankfurts zu legen, ist insbesondere die Campusmeile mit ihren zahlreichen Bildungseinrichtungen, kombiniert mit der Internationalität des Standorts, dazu prädestiniert, die Verbindung in sich, mit der umliegenden Stadt und sowohl regional, als auch international agierenden Unternehmen weiter auszubauen. Die Blue Line nimmt dabei die Hauptrolle ein und fungiert nicht nur als bloßes Mittel zum Zweck, den Bevölkerungswachstum der kommenden Jahre zu kompensieren, sondern vielmehr als Entwicklungschance jedem den Zugang zu hochwertiger Bildung zu ermöglichen und die florierende Wirtschaft in diesen Prozess von Beginn an zu integrieren